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Ein kurzer Kommentar zur Debatte um Unterrichtsstörungen wegen digitaler Medien

Als Lehrer an einem Sonderpädagogischen Förderzentrum (SFZ) bin ich sehr wohl mit Unterrichtsstörungen vertraut. Die Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler an meiner Schule weist eine ADHS-Symptomatik auf, die sich durch die drei Leitsymptome (1) motorische Unruhe (Hyperaktivität), (2) Impulsivität sowie (3) Einschränkungen im Bereich der Aufmerksamkeit auszeichnet. Diese Symptomtrias kann das Auftreten von Unterrichtsstörungen begünstigen.
Um vermeintlichen Unterrichtsstörungen vorzubeugen, ist es meine Aufgabe, den Unterricht "antizipierend" zu planen.

Um vermeintlichen Unterrichtsstörungen vorzubeugen, ist es meine Aufgabe, den Unterricht "antizipierend" zu planen.

D.h. ich versuche bei meiner Unterrichtsplanung mögliche Faktoren, die zu Unterrichtsstörungen führen können, zu identifizieren und infolgedessen auszuschließen. Um Unterrichtsstörungen auszuschließen bzw. möglichst gering zu halten, kann man verschieden vorgehen. So tragen z.B. etablierte Gesprächsregeln dazu bei, dass Diskussionsrunden in der Kleingruppe oder im Plenum reibungslos verlaufen. Oder man führt als Lehrkraft ein bestimmtes Unterrichtsmaterial, welches zentral für ein zu erarbeitendes Thema ist, vorab ein und legt gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern Regeln für die Verwendung des Materials fest - was darf ich damit machen und was ist nicht erlaubt.

Begünstigen nun digitale Medien Unterrichtsstörungen?

In letzter Zeit führe ich hin und wieder kontroverse Diskussionen mit Kolleginnen und Kollegen hinsichtlich des Für und Widers digitaler Medien in der Schule. Ein Argument, das mir häufig entgegengebracht wird, ist, dass digitale Medien vermehrt zu Unterrichtsstörungen führen würden. Der Grund dafür sei, dass Schülerinnen und Schüler digitale Medien nicht für unterrichtliche Zwecke einsetzen, sondern alles mögliche damit machen würden - auf YouTube Filme anschauen oder auf sozialen Netzwerken surfen.
Klar bieten digitale Medien mehr Ablenkungsmöglichkeiten als die klassischen Unterrichtsmaterialien, wie z.B. ein Lesebuch, jedoch heißt das noch lange nicht, dass digitale Medien prinzipiell zu mehr Unterrichtsstörungen führen.
Wie bereits eingangs erwähnt, ist es meine Aufgabe als Lehrkraft Unterrichtsstörungen durch eine möglichst detaillierte Unterrichtsplanung zu identifizieren und auszuschließen. Im Grunde sind digitale Medien nichts anderes als jedes x-beliebige Unterrichtsmaterial.
Das Potential für Unterrichtsstörungen steckt also weniger im Medium selbst, als vielmehr in der Unterrichtsvorbereitung der Lehrkraft.

Das Potential für Unterrichtsstörungen steckt also weniger im Medium selbst, als vielmehr in der Unterrichtsvorbereitung der Lehrkraft.

Alexander Sali
Über den Autor Alexander Sali Alex ist Mitgründer von Freigeist und Förderschullehrer mit großer Leidenschaft für digitale Medien. Seit Sommer 2023 ist er Schulleiter der Franziskus-Schule in Starnberg. Von Sept. 2018 bis Aug. 2020 arbeitete er an der Regierung von Oberbayern und war dort für die Koordination der digitalen Bildung an Förderschulen zuständig.
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